Jäger der verlorenen Ahnen


Berichte

Thomsen … Ich glaube, da gibt es nicht so viele von!



Es ist 8 Uhr morgens und ich gehe, noch leicht zerknittert von der Nacht, bei einer belebenden Tasse Ostfriesen-Tee die DNA-Matches von einer Freundin durch, deren Test ich bei Ancestry mit verwalte. An 5. Stelle springt mir direkt eine Übereinstimmung mit einer „Margarete“ ins Auge, die ebenfalls wie meine gute Freundin auf den Nachnamen „Thomsen“ hört.

45 Centimorgan Übereinstimmung in 2 Segmenten ist jetzt nicht gerade ein Wert, wo man das Jubeln anfängt, da sich geschätzt die vermuteten gemeinsamen Vorfahren irgendwo zwischen 5 - 7 Generationen zurück verstecken … wenn es sie denn wirklich gibt, es also ein „echter“ Match ist und sie sich über bereits erforschte Stammbäume oder über die vorhandenen Kirchenbücher auch finden lassen.

Also schnell einen kräftigen Schluck Tee genommen und erst einmal das Profil von „Margarete“ anschauen und checken, ob sie einen Stammbaum angelegt hat.
Na, super! Sie hat einen Stammbaum mit nur 3 Personen (in Worten DREI)!
Da man auch mit wenig zufrieden ist, meckere ich nur kurz über den Mini-Stammbaum, da ich auch weiß, dass sehr viele Matches gar keinen Stammbaum angelegt haben und in dem Fall hat man dann Null, Niente, Nada Ansatzpunkte, um den Match irgendwie zuzuordnen, geschweige denn einen gemeinsamen Vorfahren zu finden.

Also, was hatte ich nun an Informationen aus Margarete’s Mini-Stammbaum?
Ich hatte den Hinweis auf den einzigartigen Nachnamen Thomsen, um dessen Erforschung mich so manchen Familienforscher beneiden würde, da es den Namen ja nur 3-4 mal auf der Welt gibt. Und ich hatte die Info, dass ihr Vater Herbert George Thomsen 1913 in Ahlen, Nordrhein-Westfalen geboren wurde und er 2002 in Kalifornien, USA gestorben ist. Margarete schien mir also eine gebürtige Amerikanerin zu sein. Aber Ahlen in NRW, als Geburtsort des Vaters passte jetzt so gar nicht in mein erwartete „Thomsen-Bild“, denn die Thomsens, die mir bis jetzt untergekommen sind, stammten alle aus Norddeutschland und das traf jetzt auch auf meine Freundin Birgit zu, die ja mit Margarete matchte.

Die Grundlagen, hier einen Verbindung zwischen Birgit und Margarete zu finden, waren also echt bescheiden, ich hätte beinahe Kacke gesagt.
Meinte es das Schicksal doch nicht so gut mit mir?

Nach einem kurzen Innehalten bei einer 2. Tasse Tee habe ich mir dann die spärlichen Daten ihres Vaters noch einmal genauer angesehen und dabei durch die Suchfunktion von Ancestry die Passagierliste von 1927 gefunden, auf dem Margaretes Vater Herbert aufgelistet war.
Aber dort stand nicht nur sein Name, sondern auch der Name seiner Mutter, die Namen seiner Geschwister, inklusiv der Geburtsorte aller Familienmitglieder und als Sahnehäubchen gab es auch noch einen Hinweis auf seinen Vater, der Johannes hieß.

BINGO! Wenn einem soviel Gutes widerfährt, ist das schon mal eine 3. Tasse Tee wert!

Wie gesagt, ich hatte jetzt die Geburtsorte von fast allen Familienmitgliedern … es blieb leider beim Geburtsort Ahlen für Herbert Georg Thomsen, aber seine Mutter Frieda wurde in Herzhorn bei Elmshorn geboren und das war ja schon mal wieder die richtige Richtung Norddeutschland!

Also habe ich als nächstes bei Archion die evgl. Kirchenbücher von Herzhorn, bei Elmshorn durchforstet und wurde dort auch direkt fündig. Neben der Geburt von Mutter Frieda, habe ich dort auch die Heirat von ihr mit Johannes Peter Thomsen im Jahre 1905 gefunden. Leider wurden im Heiratseintrag nicht die Eltern des Brautpaares genannt … warum auch einfach!
Aber da der Schutzpatrone der Familienforscher noch etwas gut zu machen hatte, war im Heiratseintrag das Geburtsdatum, sowie das Datum und der Ort der Konfirmation von Johannes Peter vermerkt. Ohne diesen Hinweis hätte ich mir vermutlich einen Wolf gesucht, denn er wurde im Kirchspiel Breklum in Nordfriesland konfirmiert. Das sind gute 140 Kilometer vom Heiratsort Herzhorn entfernt.

Versuch mal einen Thomsen irgendwo in Schleswig-Holstein zu finden, ohne einen nähere Hinweis.
Na, herzlichen Glückwunsch!

Aber ich hatte ja dank des mitteilsamen Heiratseintrages eine neue Spur.
Also ran an die Kirchenbücher von Breklum!

Leider war meine Vermutung, dass Johannes auch in Breklum getauft wurde falsch, denn dort war seine Geburt zum Verrecken nicht zu finden. Ein kurzer Blick auf seinen Konfirmationseintrag brachte dann aber Licht ins Dunkel … er wurde im Kirchspiel Bargum getauft.

Mit diesem Hinweis war es jetzt ein Leichtes den Taufeintrag von Johannes Peter Thomsen im Kirchenbuch von Bargum zu finden, der mir dann die Eltern von Johannes Peter offenbarte.

Sein Vater war ein Matthias Thomsen, geboren 1834 in Schardebüll, verheiratet mit Brodine Hansen.
Und genau diesen Matthias Thomsen, hatte Birgit bereits schon in ihrem gut erforschen Familienstammbaum und dadurch konnte ich die Linie von Margarete aus den USA sauber anfügen.

Wie sich herausstellte, war besagter Matthias Thomsen ein Bruder des 3x Urgroßvaters von Birgit.

Fall gelöst … gemeinsame Vorfahren gefunden … Haken dran!

Ach so, da war doch noch was mit Geburtsort Ahlen in NRW, der nicht so richtig ins Thomsen Schema paßte.
Des Rätsels Lösung ist, dass Johannes Peter Thomsen von Beruf Bauunternehmer war und deshalb wohl in der Weltgeschichte herumreiste. Der erste Sohn von ihm wurde in Moers, NRW geboren, der Nächste in Ahlen und zwei weitere Söhne wurden in Pinneberg und Elmshorn geboren.

Fazit: Wenn das Schicksale es gut mit einem meint, kann selbst eine Suche nach einem Allerweltsnamen wie Thomsen, Brodersen oder Jacobsen, auch mit nur minimalen Grundinformationen erfolgreich sein.